Heike Lührs, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Celle, über ihre Arbeit, die strahlende Energie der Pflegekräfte und Ziele für die Zukunft.
Heike Lührs, seit dem Spätsommer sind Sie die neue Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Celle. Wie hat es Sie in die Fritzenwiese verschlagen?
Ich habe ein Vierteljahrhundert für eine Spedition gearbeitet, wollte dann eine berufliche Veränderung und fand die vor acht Jahren bei den Diakonischen Diensten in der ambulanten Pflege in Bergen. Und jetzt eine neue Herausforderung hier in Celle.
Verwaltung ist Verwaltung heißt es – trotzdem, was ist der Unterschied zwischen einem Speditionsunternehmen und der Diakonie?
Dass Verwaltung mir hier noch viel sinnvoller erscheint, weil es nicht nur um einen Wirtschaftsbetrieb geht, dessen Ziel es ist, Geld zu verdienen, sondern Menschen zugutekommt, die Unterstützung brauchen. Das wiederum bringt eine ganz andere Verantwortung mit sich, weil Pflegebedürftige darauf angewiesen sind, dass zum Beispiel die Abrechnungen im ambulanten Pflegedienst korrekt sind und das Pflegegeld auch wirklich zur Verfügung steht.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen harten wirtschaftlichen Fakten und der zwischenmenschlichen Komponente im diakonischen Arbeiten?
Natürlich müssen wir auch wirtschaftlich denken, aber der Mensch darf dabei nicht verloren gehen. Eine Kollegin von mir meinte neulich: „Ich bin manchmal nur zehn Minuten bei meinen Klientinnen und Klienten, aber in diesen zehn Minuten bin ich für sie das Licht des Tages.“
Auf welche Bereiche wollen Sie sich als Geschäftsführerin besonders konzentrieren?
Auf jeden Fall eine neue Sichtbarkeit unserer Angebote. Es gibt hier so viele tolle Menschen, die so viel profunde Unterstützung anbieten und gleichzeitig wissen viel zu wenig Menschen, was wir eigentlich anzubieten haben! Das darf nicht sein. Dazu gehört für mich, dass wir auch darüber nachdenken, unsere Räumlichkeiten anders zu gestalten. Wer den Schritt macht, in die Fritzenwiese zu kommen, sollte schon im Eingangsbereich merken, dass er gut beraten wird. Und ich möchte mich darauf konzentrieren, unsere Netzwerke auszubauen, um noch enger mit anderen Stellen, Institutionen, Vereinen oder Einrichtungen zusammen zu arbeiten.
Was begeistert Sie an der diakonischen Arbeit?
Meine Schulzeit habe ich auf einer Integrierten Gesamtschule (IGS) verbracht und dabei erlebt, wie es ist, mit unterschiedlichsten Bildungsvoraussetzungen und sozialer Ungleichheit aufzuwachsen. Dabei ist die Freude an der Gemeinschaft entstanden, über Grenzen hinweg. Das prägende Gefühl, auf andere Rücksicht zu nehmen. Wenn zum Beispiel eine Mitschülerin oder ein Mitschüler nicht genug Geld für eine Klassenfahrt hatte, wurde eben zusammengelegt, bis das Geld ausreichte. Diese Erfahrungen helfen mir bis heute.
Wie würden Sie diese Erfahrungen in einem Satz umschreiben?
Zusammen schafft man mehr. Ich denke, das umschreibt es sehr gut.